Mittwoch, 28. September 2016

Kultur von Heute - Eine Zeremonie

Wenn ein Tempel Geburtstag hat, darf eine Zeremonie nicht fehlen. Heute war ich das erste Mal Teil von einer.

Zusammen mit den Kindern und den anderen Volunteers sind wir also nach der ersten Stunde in den gegenüberliegenden Tempel gegangen. Möglicherweise wird das einer der Schönsten gewesen sein, die ich während meines gesamten Aufenthalts hier betreten habe. Nicht weil er besonders anders gestaltet war, sondern weil er, abgesehen von uns, nur von Einheimischen besucht wird. Deshalb habe ich von dem Tempel selber auch keine Fotos gemacht. Dieser Ort gehört zwischen dem ganzen Touristentrubel Ubuds den Einheimischen und so soll es auch bleiben.

Die Zeremonie

Stellt es euch vor: Ihr kommt in einen Tempel, ein Platz aus allergrünstem Gras, den buntesten Blumen und einem kleinen asphaltierten Hof. Auf diesem stehen Überdachungen aus Holz, unter denen neben Plätzen zum Beten etliche Staturen geschmückt in den fröhlichsten Farben hervorragen. Düfte aus Blütenräucherstäbchen (so riecht ganz Ubud - wundervoll) und eine kleine Gebetsklingel malen euch die Atmosphäre. Vergleicht man den Ort mit einer Kirche, ist dieser schon das Paradies.

Nicht ganz so paradisich ist die Gebetshaltung. In bunten Sarongs (die Röcke), in denen man zwar aussieht wie eine kleine Göttin, jedoch eine Bewegungsfreiheit von 20 Zentimetern hat, sitzt es sich auf Knien und Asphalt nicht ganz so gut. Mein leicht schmerzverzerrtes Gesicht konnte ich allerdings nur durch meinen geschwollenen Mückenstich am Fuß entschuldigen. Es ging aber nur eine Viertelstunde und ich was für meinen Segen getan.

Komang, die kleine Sonne unseres Teams, seit heute 36, wies uns kurz ein. So lange die Klingel läutet , beten wir. Beim ersten Mal mit leeren Händen, beim zweiten Mal mit Lotusblüten aus aufwendig gesteckten Gottesgaben, beim dritten Mal mit Hortensienblüten und beim letzten Mal wieder mit leeren Händen. Es war ein fremdes Gefühl, zu beten ohne einen Schimmer davon zu haben, zu wem, was und wieso. Das muss ich noch herausfinden. Doch man hat sich auf der anderen Seite auch sehr willkommen in diesem Tempel gefühlt, nahezu wie das erste Mal bei neuen Freunden zu Haus. Man weiß nicht welche Erinnerung hinter den Bildern an der Wand steckt, doch angucken darf man sie und Kaffee umsonst bekommt man auch. Der Kaffee war im Tempel allerdings kein Kaffee, sondern das "Holy Water", was uns nach dem Beten ein kleiner Junge, wie alle anderen auch in einem Sarong gekleidet, über den Kopf geträufelt hat. Im nächsten Schritt muss man es dreimal aus eigenen Händen trinken. Möchte ich wissen was alles in den fünf Flaschen war, aus denen der Älteste dieses heilige Wasser gemischt hat? Wahrscheinlich nicht. Geschmeckt hat es nach Regenwasser und Blumen. Mhhh. Ich ziehe Kaffee vor, doch diesen kann man nicht halb so spektakulär zuberereiten. Am Ende des Ganzen nimmt man sich ein paar Fingerspitzen voll Reis und tupft ihn sich auf Stirn und Schlüsselbein. Ich als Kirchenumgeher, habe mich selten so gesegnet gefühlt und muss zugeben, diese Erfahrung werde ich zum Glück noch ein paar Mal hier machen. Ich werde denke ich nicht zum Hinduismus konvertieren, aber zum vollkommenen Baligefühl gehört es dazu.

Um Wasser, Feuer und Grund immer bei mir zu tragen, bekam ich nach der Zeremonie dieses kleine Bändchen. Es ist gleichzeitig ein Symbol der Götter. Blau steht für Wasser, rot für Feuer und weiß für den Grund. Das behalte ich nun an meinem Handgelenk. Wasser sollte man grade in Bali immer dabei haben, Feuer macht meine Abenteuer aufregender und Kontakt zu Grund und Boden sind in einem Lebensabschnitt voller -wörtlich- Höhenflüge unglaublich wichtig.



Da habe ich much gefühlt wie vor der eigenen Hochzeit (und dumm wie Brot, weil ich es nicht gebacken bekomme, meinen Sarong selbst zu binden):





Viivi und ich unter ein paar Regentropfen auf dem Schulhof vor der Zeremonie:



Meine wunderschönen Schülerinnen:



In der Mitte Eka, unser Teammitglied, die anderen Volunteers und ich mit ein paar Schülerinnen:



Mit diesen Fotos liebe Grüße an meinen Grund in und aus Deutschland, wo ihr auch steckt, an meinem Handgelenk seid ihr in Bali, auf einer unvergesslichen Reise. 

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