Montag, 12. September 2016

Achterbahnfahrten und Center Shock

Als ich den ersten Post geschrieben hab, wusste ich nicht was mich erwartet. Nach zwei Tagen Ubud kann ich sagen: Eine Achterbahnfahrt im allerschönsten Freizeitpark der Welt.

Flug um die Kugel

Vier Stunden am Shiphol Amsterdam sind ein guter Zeitraum, um über die eigene Mut zu philosophieren. Was zum Teufel mache ich hier? Diese Frage ließ mich lachen und weinen. Kurz vor dem Boarding zu meinem Flug ins Ungewisse kam mir die Antwort. Freiheit ist ein Privileg, das in der westlichen Welt viel zu oft für selbstverständlich gehalten wird. Freiheit zu leben, ist Mut, und die geht vielen von uns zwischen aller Ordnung, Sicherheit und Bequemlichkeit leider verloren. Damals mit 13 waren wir nicht mutig, wenn wir einen Center Shock kauften. Mutig war es, rein zu beißen.
(Kurze Anmerkung:  Man muss nicht unbedingt nach Bali fliegen, um mutig zu sein.)

Nach diesem Center Shock wurde es sauer und süß zugleich. Am falschen Gate im Flughafen Singapur, trifft man auf die nettesten Flughafenbeamten, die man sich nur vorstellen kann. Nach dem Flug und einer Stunde Suchen, fand ich unter hunderten Taxifahrern (aufdringlichen Betrügern) meinen Fahrer.

Loopings auf der Schnellstraße

In seinem Auto fühlte ich mich sicher, obwohl der Verkehr das absolute Gegenteil ist. Rote Ampeln haben a lá "Go with the Flow" eine eher dekorative Wirkung, zwei Streifen sind vorhanden, aber wenn einem nur zwei Roller entgegen kommen, ist noch Platz für abenteuerliche Überholmanöver.

Ausatmen

Angekommen in der Unterkunft ging es schnell ins Bett. Es war der Kulturschock meines bisher kakerlakenfreien Lebens und die Mischung aus Erschöpfung und Jetleg machte es nicht leichter. Wenn ich auf vorgestern Nacht zurückblicke, erstaune ich über mein Selbst. Ich habe geschummelt, mir also Insektenspray und ein all around Moskitonetz gekauft, aber abgesehen davon ist mir vieles egal geworden. Ich vermisse NICHTS an Standard aus meinem westlichen Leben.
Nicht den Duschstrahl, nicht das Frühstück und auch nicht funktionierende  Lichtschalter.

Kontraste

Meine Gefühle über das Leben hier fahren ebenfalls Achterbahn. Durch Security geschützte Touristenschlösser ragen hier in Ubud zwischen Restaurants von Einheimischen und kleinen kaputten Hütten hervor, neben beidem schnüffeln Straßenhunde an kleinen Offerings (Blumengestecke an die Götter). Auf diese Kontraste werde ich an späterer Stelle eingehen, weil ich mir selbst noch ein paar Gedanken machen möchte.

Bei einer Meinung über die Balinesen bin ich mir allerdings sicher: Ich liebe ihre Gutmütigkeit. In Deutschland störte es mich nicht, wenn jemand nicht grüßte oder nicht lächelte. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Hier nicht. Es gehört sich nicht in der Öffentlichkeit starke Emotionen zu zeigen. Ich hätte nie gedacht, dass sich meine Meinung über Harmoniebedürftigkeit jemals ändert, doch Harmonie macht Gemeinschaft so viel leichter. Man darf sie nur nicht mit einer Lüge verwechseln. In meinen Augen lächelt man hier nicht um etwas zu verstecken, sondern um dem anderen eine Freude zu machen. Egal, wie man sich fühlt. Was tut es auch zur Sache, ob man heute Morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden ist? Gibt es ihn überhaupt? Können grade wir nicht damit aufhören, uns zu beschweren? Ein paar Umgangsformen in Deutschland werden mich ärgern, wenn ich nach Hause komme.

Gute Nacht

So schnell geht der Post über die ersten Eindrücke zuende. Und auch, wenn ich noch drei Seiten schreiben könnte, fallen mir die Augen zu. Morgen gebe ich den zweiten Tag Unterricht, darüber wird es in den nächsten Tagen einen langen Post geben, ich bin nämlich jetzt schon ziemlich begeistert von meiner Organisation, VP Bali. Auch Fotos wird es aus Ubud und aus der Schule geben, damit ihr auch ja wisst, von welchem schönen Fleckchen Erde ich hier überhaupt berichte.

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