Mittwoch, 19. Oktober 2016

Sterne


Ein erlebnisreiches Wochenende neigte sich dem Ende zu.
Wir saßen im Warung, guckten uns die Fotos des heutigen Tages an und ließen dieses atemberaubende Wochenende Revue passieren, während jede von uns mindestens einmal betonte wie unendlich glücklich wir grade sind. Da fiel Viivi auf, dass es hier viel ruhiger ist als in Ubud. Der Verkehr war trotz einer großen Zeremonie mit dem in Ubud nicht zu vergleichen, Hupen hörte man niemanden und außer an der abenteuerlichen Brücke zwischem Lembongan und Ceningan gab es keinen Stau. Diese Brücke hatten wir grade erst überquert und "lebensgefährlich" trifft es am besten. Fünf Minuten später hörte man dann doch einige Meter weiter lautes Hupen. Sie feiern wohl ihre Zeremonie dachten wir uns, es muss ein großes Fest für das Meer sein, denn wo sonst wie an keinem anderen Ort geschwommen, getaucht und geschnorchelt wird, war es am heutigen Tag untersagt. Als dann eine Viertelstunde später zwei Notarztwagen an unserem Tisch vorbei fuhren, gingen wir davon aus, dass bei dieser Feier etwas passiert sein muss. Da es nur zwei recht kleine Wagen waren, konnte es aber nicht so schlimm sein. Zurück im Homestay trafen wir auf die Familie und erhielten die schockierende Nachricht. Die Brücke ist eingestürzt. 

Am Abend des Sonntags, dem 16. Oktober 2016 verloren 28 Menschen, darunter einige Kinder, das Leben. Fünf weitere befinden sich in Lebensgefahr. Die Zahl der Verletzten liegt bei 48. Vielleicht scheinen die Sterne heute Abend für sie. 

Die Nachrichten berichten überall etwas anderes, ich sage das, was Kelly gestern Abend auf der Brücke gesagt bekam.

Dieser Ort ist für mich ein Paradies, dieser Abend hat mir aber einmal mehr vor Augen geführt, dass das hier noch immer die Welt ist. Die Kugel, auf der sich Leute in teuren Autos über Autobahnbaustellen aufregen, während auf der anderen Seite Brücken über dem Meer einstürzen, weil kein Geld da ist für eine Baustelle. 

Dieser Unfall geht mir nahe. Zum einen, weil er 300 Meter weiter passiert ist und weil ich diese Brücke 90 Minuten vorher mit dem Scooter nichtsahnend überquert habe. Diesen Zustand habe ich eben als normal aufgenommen, er hat mich ehrlich nicht überrascht. Zum einen, weil ich die Tränen der Erleichterung unserer Familie des Homestays gesehen habe, deren Familienmitglieder alle heile und unverletzt einige Minuten vorher die Brücke überquert hatten. Zum anderen, weil eben unsere Nachbarin weinend am Telefon meine Wasserflasche kassierte. Sie entschuldigte sich dafür, denn in Bali verliert man an Gesicht, wenn man in der Öffentlichkeit starke Emotionen zeigt. Ich antwortete, sie solle sich nicht entschuldigen, ich wüsste was passiert sei. Dann fragte ich nach Zögern doch vorsichtig nach und bekam als Antwort ein leises "My brother". Und in diesem Moment war es plötzlich vollkommen egal, wer Tourist ist und wer Einheimischer. Ich habe sie in den Arm genommen und da standen wir für eine Minute zusammen in einer kleinen Hütte mit Stromausfall, Snacks und Meeresrauschen. Ich werde diese Frau und diesen Moment nie vergessen. Es sind die kleinen Dinge auf Reisen, die kein Foto festhält, die eine Reise erst zu einer Reise machen.

Moralapostel: Lasst uns mal nicht mehr über den Baustellenstau beschweren, auch nicht bei Regen und auch nicht im Herbst. Schönes Lied anschalten, dem Scheibenwischer zugucken und nachdenken, wie gut es uns geht.

Fertig apostelt. Mit Wellenrauschen versuche ich einzuschlafen. Gute Nacht, ANNA. 

Update: Nach einer Stunde schlaf, in der ich nach einer endlosen Nacht voller Gedanken den Sonnenaufgang verpasst habe, muss ich mich ausnahmesweise zwingen, zurück zu Ubud zu fahren und in die Schule zu gehen. So geht es uns allen, denke ich. Heute morgen startet die Insel ein weitere Suchaktion. Es werden also noch immer Leute vermisst. Doch das Leben dort geht weiter und es wird wieder gearbeitet, wenn heute auch ein bisschen leiser, trauriger und nachdenklicher. 


Drei Tage sind vergangen. Noch immer wird mein Herz ein bisschen schwerer, wenn ich daran denke.





Wenn ihr aus der Ferne ausgerechnet an diesen Metern Erde helfen möchtet, spendet hier:
 https://www.gofundme.com/yellowbridge?ssid=773374547&pos=1



Dienstag, 18. Oktober 2016

Inselabenteuer

"Schau mir in die Augen, Kleines", sprach meine Angst zu mir und schubste mich in den Ozean. Es war Samstagmorgen um 8.30 Uhr, als ich noch nicht wusste, dass an diesem Tag meine Mut noch einige Male auf die Probe gestellt werden würde.

Ich erzähle nun alles vom Anfang an. Wir sieben Frauen (Viivi - 26 aus Finnland; Maiju - 25, aus Finnland; Kelly - 25, aus Amerika; Danni - 24, aus Südafrika; Fiona - 23, aus Neuseeland; Dana - 22, aus der Slowakei; Ich - 18, aus Deutschland) haben beschlossen für dieses Wochenende nach Nusa Lembongan zu fahren, um von dort aus auch Nusa Penida zu erkunden. Das sind zwei kleine Inseln bei Bali, die mit einem Boot in einer halben Stunde zu erreichen sind. Also sind wir Freitag um 7 Uhr zum Hafen aufgebrochen. Nach einigen Buchungsschwierigkeiten und wieder einmal zuvorkommener Hilfe, hatten wir mit dem Boot Nusa Lembongan erreicht. Da niemand von uns einen SO paradiesichen Strand mit weißem Sand und klarem, teils türkisem Wasser erwartet hatte, standen unsere Münder entsprechend weit offen.

Der Hafen




Nach einer kurzen erfolglosen Suchaktion Fionas Handys, welches versehentlich in der Brandung baden ging, fuhren wir für viel zu viel Geld zu unserer Unterkunft. Genau gesehen, war es das Geld aber Wert, denn das Taxi sah wie folgt aus und fuhr mit 50 um die engsten Kurven.

Das Taxi



Darüber hinaus sind hier die Straßen echt schön.


 Grade angekommen bemerkten wir den Infinity Pool in unserem Homestay, welcher eigentlich ziemlich günstig war. Der wurde dann auch gleich benutzt. An diesem Pool liege ich übrigens auch grade, mit Blick auf die schimmernden Lichter auf der anderen Seite des Wassers und ein paar Sternen am Himmel. (Ich habe diesen Post über vier Tage verteilt geschrieben.)

Dann erhielten wir einen Anruf. Fionas Handy wurde gefunden. Die Fahrer unseres Bootes hatten sogar danach geschnorchelt. Die Balimagie.

Der restliche Freitagnachmittag war zugegeben jedoch eher eine Enttäuschung. Wir hatten vor, Lembongan mit dem Fahrrad zu erkunden und zahlten wieder einen Höllenpreis für das Taxi zur Stelle des Fahrradverleihs. Selbst auf der Fahrradtour boten uns nett ausgedrückt sehr offensiv Männer und Frauen Taxen, Bootstouren, Massagen, Cola, Sonnenbrillen mit Bierwerbung und Eintrittskarten für einen Kinderwasserspielplatz aus dem letzten Jahrhundert an. Auch einen Platz mit Wiese und drei Bäumen hätten wir für umgerechnet 4,50 Euro besichtigen können. Das grundsätzliche Klima auf dieser Insel ist einfach ganz anders. Hier sind Touristen (Sollte ich uns lieber Reisende nennen?) in den meisten Augen weiße Geldbeutel auf zwei Beinen, nicht mehr, nicht weniger. Alles auf Lembongan, funktioniert nur durch Touristen, und die sind hier in Relation eher rar, da viele nur für einen kurzen Tagestrip hierher kommen. Es gibt keinen einzigen Laden, der nicht für Touristen gemacht ist. Man ist entweder Fischer, Bauer oder hat ein Lokal, einen Supermarkt mit westlichen Lebensmitteln oder einen Homestay. 

Dennoch trafen wir auf einen netten Besitzer einer Bar, der uns einen Schnorcheltrip organisierte. Ich bekam weiche Knie, als ich für etwas bezahlte, das ich mir im Leben nicht zugetraut hatte. Ich wäre eher mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug gesprungen, als neben bis zu drei Meter großen Fischen ("Mantarays") im Meer zu schnorcheln. 

Also ging es Samstag nach dem Frühstück am frühen Morgen los in das weite Wasser hinaus. Am Anfang hatte ich Angst davor, auch nur durch die Taucherbrille nach unten zu schauen, doch nun danke ich mir selbst für diese Überwindung. Was ich da an drei verschiedenen Orten gesehen habe, können diese Fotos nur halb so schön wiedergeben. Blaues Wasser, bunte Korallen, endlose Weite und ein großartiges Gefühl.

Der Schnorcheltrip







Dann hieß es Abschied nehmen von Dani. Sie ist jetzt grade in den Niederlanden und fliegt in den nächsten Tagen nach Jamaika. Die etwas traurige Abschiedstimmung konnte nicht lange anhalten. Zu viel gab es auf Nusa Penida zu entdecken. Oftmals Orte, die mir jeden Atem raubten. Diese Insel ist ein wahrer Goldschatz und defenitiv nicht zu auszulassen. 

Nach einem Mittagessen in dem einzigen Warung in Hafennähe wurden Scooter gemietet. Frei nach dem Motto des Verkäufers "No helmets on Nusa. Police is not here." Mh, wie wäre es mit  Versicherungspapieren? "No police here, don't need." Die Polizei habe ich echt nicht gesehen und Helme hatte auch niemand auf. Also blieb uns nichts anderes übrig, da Nusa Penida schon etwas größer ist. Viel zu groß für einen Tag, wie wir festgestellt haben und deswegen werden wir in jedem Fall dorthin zurückkehren. 

Das erste Ziel war ein kleiner Strand, mit einer Bar und einem Hafen, mitten im Nirgendwo. Auf Weg wir bemerkten, was die crappy streets in Penida bedeuten. Abenteuerliche Abgründe, abenteuerliche Steine, aber Aussichten auch von den Straßen aus, die jedes Schlagloch wert waren. Unseren Spaß hatten wir.

On the Road





Am Strand entdeckten wir eine Treppe, die einen Berg hinauf führte. Über ihr Ende wussten wir nichts, aber über unsere Neugier genug. Sie führte über den Berg, der mir übrigens vorkam wie ein zweites mal Volcano Trekking. Meeresrauschen leitete uns den Weg zu einem Ziel, das ich am liebsten mit nach Hause nehmen würde. Ein versteckter Strand, zu schön um wahr zu sein, anscheinend zu schön für alle anderen, denn außer uns waren zwischen den zwei Felsen nur zwei andere Reisende. Da waren wir wieder sieben Jahre alt, sammelten Muscheln, versuchten wie eine Katze, ein Hund oder ein Schildkröte zu schwimmen und vergaßen die Zeit.

Mein Schloss


Die Treppe


Auf dem Berg


Unser Preis


Fundstück, das zu groß für den Koffer war


Wir, aus dem Strahlen nicht mehr heraus kommend


Zwei Stunden waren vergangen und wir hatten noch weitere zwei Stunden für zehn Orte, die wir sehen wollten. Schlussendlich waren es dann drei. Der nächste Ort hieß Cliff Mantapoint. Auf dem Weg dahin bemerkte Viivi, die hinter mir auf dem Scooter saß, dass ich eindeutig zu viel Sonne abbekommen hatte. Ich weiß bis heute nicht, ob es die Sonne war oder mein Glücksgefühl, aber das Level Glück liegt eben auf seinem Maximum, wenn bei blauen Himmel auf einem Scooter durch die Teletubbiefelder (Kein Witz, die heißen wirklich so und sehen auch so aus) fährt und anfängt, das Lied der Wilden Kerle zu singen. 

Cliff Mantapoint hat dieses Maximum gesprengt. Dieses Gefühl ist mit "Glücksgefühl" nicht mehr zu beschreiben. Ich wunderte mich, wieso die anderen vor mir anfingen zu stöhnen, als wir als einzige Gruppe einen Felsen entlang zu seinem Abgrund gingen. Angekommen erwartete uns eine Sicht, dessen Ende man nicht definieren konnte. Es musste verdammt weit weg sein. Ein Strand ein Felsen, Meer, Himmel. Kein Foto kann diese Sicht festhalten, aber stellt euch das, was ihr da seht im 360 Grad Winkel und noch 100 km weiter vor. Das hat mir den Atem sowas von geraubt.



Den dritten Ort besuche ich noch einmal, da ich ihn gar nicht genießen konnte. Er mag genauso schön gewesen sein, doch zu dieser Zeit machte ich mir mit meinen zwei anderen Bikerbräuten Kelly und Maiju ernsthaft Gedanken, wie wir es noch nach Hause schaffen. Penidas Schlaglöcher in dusterer Nacht (nach 18 Uhr) mit einer zweiten Person auf dem Scooter sind gefährlich. Natürlich schafften wir es nicht vor Sonnenuntergang, und kämpften uns den Weg durch die Dunkelheit. Angekommen am Hafen, zwei Stunden später als mit dem Fahrer verabredet, suchten wir leicht verzweifelt nach einem neuen. In der Regel gibt es nachts keinen Schiffsverkehr zwischen Penida und Lembongan, doch die Besitzerin des Warungs vom Mittagessen erkannte uns wieder und kümmerte sich um einen Fahrer für uns. Sie war eine ältere Frau um die 60 schätze ich, in langen Kleidern und Kopftuch, wie ich mir eine liebe kleine Mutter in einem Film über irgendeinen Bauernhof im Süden vorstelle. Eintausendmal bedankten wir uns auf Balinesisch ("Suksema"), weil wir ohne sie echt am Strand geschlafen hätten. Bis sie irgendwann anscheinend die Nase voll von unserer Dankbarkeit hatte und uns lachend auf die Schulter klopfte. Sie war eine richtig coole Köchin, die es faustdick hinter dem Ohren hat. 

Der Weg über das Meer bei Nacht war ein guter Zeitpunkt, um die funkelnden Lichter Balis am Horizont zu erkennen und sich sechs High Fives zu geben, für diese Straßen, diesen Tag und die Überwindungen jeglicher Grenzen.
Es schien nichts mehr zu weit.

Hier seht ihr weitere Momente, die keinen Platz mehr im Post gefunden haben, da ich sonst einen Roman hätte schreiben müssen:

Meerjungfrauentrainingscamp



Viel zu liebe kleine Hunde


Ein Fischer, Boote und das Meer


Sonnenuntergänge





Lebe unersättlich, ANNA.


Montag, 10. Oktober 2016

Amed - Mein Lieblingsort

Dieses Wochenende sind wir zu sechst nach Amed gefahren. Unsere Erwartungen waren riesig, denn, wie uns ein anderes Mädchen berichtet hatte, sollte dieser Ort ganz anders sein. Strände, Schnorcheln, Reggae - so verstehe ich "Beachlife". Vor allem sollten wir hier auf weniger Touristen treffen und mehr vom wahren Bali mitbekommen. Und genau das ist eingetreten. Es war mein bisher schönstes Wochenende hier.


On the Road
(Mit Cecilia und Maiju)

Nach 2 Stunden morgendlicher Autofahrt von Ubud nach Amed (hier gibt es nunmal keine Autobahnen) kamen wir in der Pacha's Bar an. Pacha's ist eine Reggaebar, 50 Meter vom Strand und der nächsten Reggaebar entfernt. Direkt hinter der Bar ist ein kleiner Homestay mit den gemütlichsten Matrazen überhaupt. Ich hatte nie zuvor mein Badezimmer auf einer Terasse, aber es war unheimlich stilvoll. Dann machten wir uns auch schon auf den Weg zur anstrengendsten Aufgabe des Tages. 500 Meter Strandspaziergang, auf schwarzem, seidigen Sand (so schwarz und weich durch die Asche des Mount Agung, ein Vulkan in Strandnähe), auf denen überlegt werden musste, wo sich zwischen diesen Palmen, kleinen Fischerbooten und Hütten von Einheimischen ein guter Platz für den restlichen Tag findet. DEN haben wir auch gefunden. Wahrscheinlich ist das mein Lieblingsfleck auf dieser Welt. Es war eine kleine Reggaebar (oh Wunder), die von den coolsten balinesischen Beachboys aufgebaut wurde und ausser uns an zwei Tagen in Folge nur von einer Mutter mit ihrem kleinen Jungen Harry besucht wurde. Harry war drei, unglaublich süß und hatte wahrscheinlich den Spaß seines Lebens. Die Jungs von der Bar haben ihn auf's Surfboot und auf ihren Golden Retreiver gesetzt, sind mit ihm den ganzen Tag zwischen Wellen, Sand und Bar rumgehüpft hatten vielleicht auch den Spaß ihres Lebens. Zumindest tat nach beiden Tagen mein Gesicht weh, weil ich so viel gelacht habe.


Beachlife

Noch mehr Beachlife mit Wayan und Harry

Innige Liebe zwischen Viivi und dem Hund

Mount Agung

Der Himmel

Der Weg zum Essen

Tanzend

  
Freitagabend war dann noch eine Reggaeparty in Pacha's - Da kamen endlich längere Dialoge mit Einheimischen abseits der Schule zustande, da auf Bali zwischen Touristen und Balinesen eine große Spanne liegt. Sie sind unglaublich nett und helfen dir, wo sie können, doch existiert immer eine Art Wand, die den Genuss vom Alltag trennt. Gespräche auf der selben Ebene waren so abgesehen von einer Kellnerin nur in Amed das erste Mal möglich. Ich war interessiert, was sie zu sagen hatten, doch was verlangt man denn von betrunkenen Männern in einer Reggaebar in einem Dorf am Strand. Nicht viel, aber Spaß und Bier (hier Bintang = Stern) hatten wir trotzdem alle.

                           
                               Snorkeling

Nicht nur Sand und Reggae hat Amed zu bieten. Man muss nur von seinem Handtuch den brennenden Sand unter den Füßen überwinden und findet sich in zwischen bunten Korallen, blauen Seesternen und schimmernden Fischen wieder. Die anderen sind noch zu einem Schiffswrack der Japaner aus dem zweiten Weltkrieg gefahren, um da zu schnorcheln, doch ich bekomme schon Herzrasen, wenn ich nur die Fotos sehe. Das wäre mir zu weit, zu dunkel und zu gruselig gewesen. So in etwa haben sie auch davon erzählt. Diese Reise ist für mich nicht grenzenlos und vielleicht ist das auch ganz gut so.

Maiju, Viivi und ich

Das Schiffswrack

All meine Liebe in den Herbst
ANNA

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Sonnenaufgang in 2000 Metern Höhe

1.30 Uhr: Wecker klingelt. Stehe ich wirklich auf? Wenn ja wie?

2 Uhr: Geschafft. Noch in meinen Träumen versunken komme ich unten am Auto an und treffe Viivi und Maiju.

3 Uhr: Nach einer Stunde fahrt, von der ich anscheinend nur 10 Minuten "wach" war, kommen wir am Vulkan Batur an. Freundlich empfangen werden von unseren Guides, die ein Jahr jünger waren als ich, mit Bananapancakes zum Frühstück. Früh kann man ruhig wörtlich nehmen.

3.30: Rauf auf den Berg. Es ist mir noch immer unerklärlich wie ich das zur Schlafenszeit geschafft habe, aber unsere Truppe hat in zwei Stunden 5 km in der gefühlt Vertikalen zurückgelegt. Im Schatten von Viivi und ihrer Taschenlampe trat ich bei 25 Grad ununterbrochen fokussiert auf ihren Lichtradius von ungefähr 40 cm Durchmesser von Stein und Sand zu Stein und Sand. Sollte dies ein Bergsteiger lesen, wird er mich auslachen, aber meine körperliche Grenze kenne ich dann jetzt auch.

5 Uhr: Wie lange noch? 20 Minuten. Hätte ich gewusst, dass das eine weiter Stunde bedeutet wäre es mir besser gegangen. So habe ich mich an zwei Rastplätzen recht weit oben gedacht wir wären am Ziel und mich gefreut wie ein kleines Kind, doch jedes Mal ging dieser Kreuzzug voller Schweiß und Konzentration weiter. Es wollte kein Ende nehmen.

6.23 Uhr: Oben. Kühle Luft. Sonnenaufgang. Danke, dass ich das sehen darf. Danke.

Die Fotos sind unbearbeitet. Es sah wirklich so gemalt aus.













10 Uhr: Pläne für heute? Gutes Essen und eine Real Balinese Massage für 90 Minuten.

Habt einen schönen Tag, ANNA.

Dienstag, 4. Oktober 2016

Arm und Reich und Lüge und/in Frieden

Ich bin auf dem Weg zu den Reisfeldern Ubuds krank geworden. Beim Aufbruch war noch alles gut, doch als wir grade die Scooter geparkt hatten, bin ich zur nächsten Treppe gestolpert und die Gliederschmerzen haben begonnen.
Wir waren grade dabei zu sortieren, ob meine Bettwanzenbisse oder meine ungefähr 20  Flohstiche die Ursache sein könnten, als einer der vielen Taxifahrer auf uns zu kam.

 *Taxifahrer müssen in Indonesien wie alle anderen auch, viel Geld bezahlen um sich für eine Arbeitsstelle nur bewerben zu können. Daher bringen sie dich zwar meistens sicher zu deinem Reiseort, aber sie verlangen viel zu viel Geld dafür. Das wusste ich aber schon vor meiner Ankunft und kenne Taxistellen bei denen man einen gerechten Preis zahlt.*

Er sagte uns, er würde sehen, dass es mir schlecht gehe (ich war kreidebleich), ob ich einen schlechten Tag hätte und ob er uns helfen könnte. Wir verneinten seine Hilfe freundlich, doch er kam ein zweites Mal mit einem kleinen Fläschchen in der Hand. Dem Aufdruck konnte ich entnehmen, dass es ein Naturheilprodukt war. Obwohl ich nicht an dessen Wirkung glaubte, nahm ich es an. Da es komplett neu war, fragte ich, ob ich dafür bezahlen müsse. Daraufhin grinste er und erklärte in gebrochenem Englisch und balininesischem Akzent, dass ich ihm leid tue und er mir nur helfen möchte.

Er fragte noch woher wir kommen und wie alt wir sind. Als er hörte, dass ich 18 bin und um die halbe Welt fliege, sagte er, ich solle mich mit seiner Hilfe gut aufgehoben fühlen. Ich wusste, dass die Menschen hier auf Bali so nett sein sollen, aber das hat mich mehr berührt als ich dachte. Er würde auch gerne reisen, erzählte er, doch sein Geld, was er mit dem Taxi verdient, reiche für den nächsten Tag. Was übrig bleibt muss er sparen, um sich bewerben zu können. Bewerben für welchen Job? Vielleicht Kellner, antwortete er.

In diesem Moment bestätigte sich mein Gefühl, das ich mich schon seit ein paar Tagen begleitet hatte, in seiner Richtigkeit. Ich habe alle finanziellen Mittel und Unterstützung mit 18 um die Welt zu fliegen, in eine andere Kultur einzutauchen, meine bisherigen Ansichten infrage zu stellen und meinen Horizont zu erweitern. Und ich mache das in Bali, einer Insel, auf der ein großer Anteil der Bevölkerung von einem Abendessen im Warung nur träumen kann.

*Warung: Wie ein balinesischer Imbiss, nur mit balinesischen, relativ gesunden Gerichten für umgerechnet ~ 2 Euro pro Hauptspeise) -mein tägliches Abendessen*

Zurück zum Taxifahrer. Der steht nämlich immer da, wenn er nicht schläft oder fährt, zwischen seiner Konkurrenz. Schon oft habe ich mich gewundert wie viele oder wenige Touristen täglich zwischen hunderten von Taxifahrern ausgerechnet ihn auswählen. Er steht also da, hält Passanten sein Schild "Taxi? driwer can speak English." unter die Nase und hätte doch allen Grund sich über sein Leben zu beschweren. Was sagt er zu uns? "I'm happy for you." Ohne den Gedanken, an uns Geld zu verdienen, denn sein Schild hielt er verkehrt herum als er mit uns sprach.

Ein langes P.S.(S.S.S.....)

Ich möchte mit diesen Texten nicht den Anschein erwecken, hier sei neben Touristen alles arm und friedlich. Diese Insel kommt im Allgemeinen meiner Vorstellung von Frieden sehr nahe, doch auch dieser hat seine Schattenseiten.

Schon Kinder lernen, in einem System, in dem Korruption offensichtlicher nicht sein kann, klar zu kommen. In der Schule können sie gegen ein bisschen Taschengeld für den Lehrer gute Noten kaufen; In Supermärkten muss man darauf achten, die richtige Menge Wechselgeld zu bekommen und selbst die Polizei hält Touristen an, um sich ein paar Scheine dazu zu verdienen. Eben weil man zum Beispiel zahlen muss, nur, um sich zu bewerben. Die Kinder in meiner Schule kommen auch aus höheren Klassen der hinduistischen Gesellschaft und können sich zum Teil teure Kleidung leisten. Die bettelnden Mütter mit Babys und Kleinkindern auf dem Bordstein sitzend sind zu diesen Kindern ein extremer Kontrast.

Auch diese so friedvolle Kultur hat viele Verlierer, dennoch besteht sie nicht nur aus ihnen. Deswegen sind die Medaille dieser Kultur und ihre Kehrseite gleichermaßen vertreten, auch wenn die Medaille von vorne vielleicht ein bisschen sichtbarer ist.

Ein Tagesmarsch durch die Reisfelder wird nachgeholt. Fotos folgen.

Liebe Grüße, ANNA

Sonntag, 2. Oktober 2016

Weekend in Canggu - abenteuerliche Verkehrslagen


Letztes Wochenende sind meine zwei Finninen und ich mit ein paar anderen Volunteers nach Canggu gefahren. Eigentlich, um dort die schönsten Sonnenuntergänge zu sehen, doch in der Wet Season braucht man viel Glück, einen Abend am Meer ohne Gewitter zu erwischen. Das blieb uns leider aus, nicht jedoch das ordinärste Frühstück für umgerechnet 5 Euro, eine unglaublich moderne und preiswerte Unterkunft (wer sonst mit Bettwanzen, Flöhen und Kakerlaken schläft, fängt an, sich über so etwas wahnsinnig zu freuen).

Meine erste Strecke auf dem Roller in Bali bin ich dort auch gefahren. Der Besitzer des Ladens, in dem wir die Roller gemietet haben, hat uns kurz gezeigt wo Bremse, Gas und Hupe sind (mehr braucht man hier nicht). Danach ging es direkt auf die Hauptstraße. Ich weiß nicht mehr wie, aber anscheinend hat es geklappt.

Seitdem habe ich mich noch mehr an den Verkehr gewöhnt als ich es zuvor schon getan hatte. Die Hupe gilt hier als Überholsignal und als Warnsignal vor Kurven, dessen Ende nicht einzusehen ist. Am Anfang war es schwierig die Hauptstraße in Ubud ohne weiche Knie zu überstehen, denn wenn einen Lkws oder Taxen mit fünf Zentimetern Abstand überholen, macht das keinen Spaß. Nun weiß ich aber immer, dass es im besten Falle nach kurzem Hupen eng werden kann. Unfälle passieren hier in Relation zum Verkehrsgeschehen dennoch sehr selten. Geschwindigkeitsbegrenzungen sind unnötig, denn auf den Hauptstraßen fährt man durch den ständigen Traffic Jam und Schlaglöchern eh nie schneller als 20, und außerhalb sind die Straßen so eben und leer, da kann man Gas geben.

Guckt es euch an, von Strand bis Straße:


Das Frühstück meines Lebens



Der Strand



Ungesichert in einer riesigen Palme


Meine Crew (v.l. Viivi, ich und Maiju) 



Erste Strecke mit Roller


Viivi zählt das große Geld (10 Euro)




Canggugrüße in die Welt