Dienstag, 1. November 2016

2 Monate Bali -Fazit

Liebe Leser und Leserinnen,

Zeit für ein kleines Fazit.

In zwei Monaten Bali habe ich zu viel erlebt, um es in diesem Blog festzuhalten. Ich könnte wirklich jeden Abend einen Eintrag schreiben. Doch die Abende sind zu schön und ich meistens zu müde, daher wird dies der letzte Eintrag sein. Wer trotzdem noch auf dem Stand gehalten werden möchte, der darf mir gerne an johannaurbach@gmx.de eine E-Mail schreiben, die ich dann recht bald beantworte.

Was ich am Anfang für unheimlich spektakulär, anders und teilweise echt verrückt hielt, ist ein Zuhause geworden. Nicht nur ich, sondern meine Gedanken-und Herzenswelt ist in den letzten Wochen wirklich in Bali angekommen. Ich vermisse meine Familie und Freunde zuhause, doch habe ich hier auch eine zweite gefunden. Maiju und Viivi, die zwei Finninen, welche die ersten Personen waren, die ich nachts nach meiner Ankunft kennengelernt habe, sind wahre Freunde geworden. Und nicht nur sie. So langsam haben wir unseren kleiner werdenen Kreis gefunden, in dem Goodbyes eindeutig der härteste Part sind.

Abgesehen von wunderbaren Menschen, habe ich auch das wahre Bali kennen und verstehen gelernt. Das tue ich noch immer, jeden Tag ein Stückchen mehr, doch nach zwei Monaten kommt da nun schon eine ganze Menge zusammen.
Darunter die absolut coolen 16-jährigen Jungs der neuen Generation Balis auf aufgemotzten Scootern ("Your beautiful, drive carefully") und Männer, die auf dem Highway neben dir bei 60 km/h Dinge mit sich machen, bei denen du lieber ganz schnell weiter fährst. Ich habe das Bali kennengelernt, auf das alle Einheimischen stolz sind und das, wofür sie sich schämen. Ich war im Dschungel und in Partystädten (-lieber zurück in den Dschungel), war Teil einer balinesischen Hochzeit und Teil jedes Mondaymeetings unserer Organisation. Deren Kinder sind ein Grund geworden, Montage, an denen man am liebsten zurück ins Bett gehen würden, trotzdem super zu finden. Wenn ich in die Schule komme, werde ich mit einem "Anna, how are you" und 20 kleinen High-Fives begrüßt. Ein paar Kinder waren zu gut für meine Klasse und haben daher vor ein paar Wochen zu einer weiteren gewechselt. Jeden Morgen kamen sie in meine Klasse, und haben gefragt "You Room 4?". Als ich ihnen heute morgen sagen konnte "Yes, on Monday Anna in Room 4,  too." sind sie mir alle mit einem lauten "Yeah" in die Arme gefallen. Es ist unglaublich, was für eine Beziehung ich zu ihnen aufgebaut habe, seitdem ich die Klasse alleine unterrichte. Ich würde sie am liebsten alle in meinen Koffer packen.
Auch zu den größeren Schülern habe ich ein gutes Verhältnis. Sie sind Teenager und teilweise nur ein Jahr jünger als ich. Meistens haben wir noch etwas Zeit am Ende der Stunde. Da bringen sie mir ihr Lieblingslied aus den Indonesischen Charts bei. Und ob groß oder klein, ich glaube, sie wissen nicht wie viel sie mir jeden Tag beibringen. 
Sobald neue Freiwillige ankommen, helfe ich ihnen, in der ersten Schulwoche Fuß zu fassen. Ich kann mich gut an meine erste Woche erinnern. Es ist schön, zu sehen, wie sich auch andere, die nach mir angekommen sind, hier einleben. Am Anfang sind alle immer so verrückt, kaufen sich Insektenspray, benutzen Mineralwasser zum Zähneputzen, wechseln Zimmer wegen Kakerlaken oder Geckos, beschweren sich über den Ventilator und das W-Lan und essen nur weißen Reis ohne alles, um nicht krank zu werden. Meistens werden sie aber nach der ersten Woche normal. Zuerst habe ich auch nicht ganz verstanden, dass man hier wirklich leben kann. Jetzt dusche ich mit meiner Spinnenfamilie in den Badezimmerecken und frühstücke eine eingebratene Mücke in meinem Spiegelei. Welcome to Bali, nimm die Dinge wie sie kommen.

Meine Yogapläne?
Die sehen wie folgt aus:
- 20 Stunden gebucht, weil es dann billiger war
- Dreimal hingegangen und weder die geistliche noch körperliche Entspannung gefunden. Ich glaube stark daran, dass du dein Bein hinter den Rücken stecken kannst, ohne davon ein besserer Mensch zu werden. Meine Fitness hat auf Reisen jedenfalls bis auf weiteres Pause. Hier gibt es deutlich interessantere Grenzen an mir selbst zu entdecken, als die meiner Puste.
- Heute hab ich Meditation ausprobiert und jetzt weiß ich wie ich die restlichen Stunden aufbrauche. Ich fühle mich wie neu geboren.

Nun ein paar Fotos für euch.

Meine Schulkinder





Sonnenuntergänge

(Von meinem Zimmer aus)

(In Kuta)

Aussicht in Candidasa



Viivi, das Hochzeitspaar und ich



Meine Gang




Sonnengrüße nach Deutschland, 
Danke für's Lesen,
ANNA.

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Sterne


Ein erlebnisreiches Wochenende neigte sich dem Ende zu.
Wir saßen im Warung, guckten uns die Fotos des heutigen Tages an und ließen dieses atemberaubende Wochenende Revue passieren, während jede von uns mindestens einmal betonte wie unendlich glücklich wir grade sind. Da fiel Viivi auf, dass es hier viel ruhiger ist als in Ubud. Der Verkehr war trotz einer großen Zeremonie mit dem in Ubud nicht zu vergleichen, Hupen hörte man niemanden und außer an der abenteuerlichen Brücke zwischem Lembongan und Ceningan gab es keinen Stau. Diese Brücke hatten wir grade erst überquert und "lebensgefährlich" trifft es am besten. Fünf Minuten später hörte man dann doch einige Meter weiter lautes Hupen. Sie feiern wohl ihre Zeremonie dachten wir uns, es muss ein großes Fest für das Meer sein, denn wo sonst wie an keinem anderen Ort geschwommen, getaucht und geschnorchelt wird, war es am heutigen Tag untersagt. Als dann eine Viertelstunde später zwei Notarztwagen an unserem Tisch vorbei fuhren, gingen wir davon aus, dass bei dieser Feier etwas passiert sein muss. Da es nur zwei recht kleine Wagen waren, konnte es aber nicht so schlimm sein. Zurück im Homestay trafen wir auf die Familie und erhielten die schockierende Nachricht. Die Brücke ist eingestürzt. 

Am Abend des Sonntags, dem 16. Oktober 2016 verloren 28 Menschen, darunter einige Kinder, das Leben. Fünf weitere befinden sich in Lebensgefahr. Die Zahl der Verletzten liegt bei 48. Vielleicht scheinen die Sterne heute Abend für sie. 

Die Nachrichten berichten überall etwas anderes, ich sage das, was Kelly gestern Abend auf der Brücke gesagt bekam.

Dieser Ort ist für mich ein Paradies, dieser Abend hat mir aber einmal mehr vor Augen geführt, dass das hier noch immer die Welt ist. Die Kugel, auf der sich Leute in teuren Autos über Autobahnbaustellen aufregen, während auf der anderen Seite Brücken über dem Meer einstürzen, weil kein Geld da ist für eine Baustelle. 

Dieser Unfall geht mir nahe. Zum einen, weil er 300 Meter weiter passiert ist und weil ich diese Brücke 90 Minuten vorher mit dem Scooter nichtsahnend überquert habe. Diesen Zustand habe ich eben als normal aufgenommen, er hat mich ehrlich nicht überrascht. Zum einen, weil ich die Tränen der Erleichterung unserer Familie des Homestays gesehen habe, deren Familienmitglieder alle heile und unverletzt einige Minuten vorher die Brücke überquert hatten. Zum anderen, weil eben unsere Nachbarin weinend am Telefon meine Wasserflasche kassierte. Sie entschuldigte sich dafür, denn in Bali verliert man an Gesicht, wenn man in der Öffentlichkeit starke Emotionen zeigt. Ich antwortete, sie solle sich nicht entschuldigen, ich wüsste was passiert sei. Dann fragte ich nach Zögern doch vorsichtig nach und bekam als Antwort ein leises "My brother". Und in diesem Moment war es plötzlich vollkommen egal, wer Tourist ist und wer Einheimischer. Ich habe sie in den Arm genommen und da standen wir für eine Minute zusammen in einer kleinen Hütte mit Stromausfall, Snacks und Meeresrauschen. Ich werde diese Frau und diesen Moment nie vergessen. Es sind die kleinen Dinge auf Reisen, die kein Foto festhält, die eine Reise erst zu einer Reise machen.

Moralapostel: Lasst uns mal nicht mehr über den Baustellenstau beschweren, auch nicht bei Regen und auch nicht im Herbst. Schönes Lied anschalten, dem Scheibenwischer zugucken und nachdenken, wie gut es uns geht.

Fertig apostelt. Mit Wellenrauschen versuche ich einzuschlafen. Gute Nacht, ANNA. 

Update: Nach einer Stunde schlaf, in der ich nach einer endlosen Nacht voller Gedanken den Sonnenaufgang verpasst habe, muss ich mich ausnahmesweise zwingen, zurück zu Ubud zu fahren und in die Schule zu gehen. So geht es uns allen, denke ich. Heute morgen startet die Insel ein weitere Suchaktion. Es werden also noch immer Leute vermisst. Doch das Leben dort geht weiter und es wird wieder gearbeitet, wenn heute auch ein bisschen leiser, trauriger und nachdenklicher. 


Drei Tage sind vergangen. Noch immer wird mein Herz ein bisschen schwerer, wenn ich daran denke.





Wenn ihr aus der Ferne ausgerechnet an diesen Metern Erde helfen möchtet, spendet hier:
 https://www.gofundme.com/yellowbridge?ssid=773374547&pos=1



Dienstag, 18. Oktober 2016

Inselabenteuer

"Schau mir in die Augen, Kleines", sprach meine Angst zu mir und schubste mich in den Ozean. Es war Samstagmorgen um 8.30 Uhr, als ich noch nicht wusste, dass an diesem Tag meine Mut noch einige Male auf die Probe gestellt werden würde.

Ich erzähle nun alles vom Anfang an. Wir sieben Frauen (Viivi - 26 aus Finnland; Maiju - 25, aus Finnland; Kelly - 25, aus Amerika; Danni - 24, aus Südafrika; Fiona - 23, aus Neuseeland; Dana - 22, aus der Slowakei; Ich - 18, aus Deutschland) haben beschlossen für dieses Wochenende nach Nusa Lembongan zu fahren, um von dort aus auch Nusa Penida zu erkunden. Das sind zwei kleine Inseln bei Bali, die mit einem Boot in einer halben Stunde zu erreichen sind. Also sind wir Freitag um 7 Uhr zum Hafen aufgebrochen. Nach einigen Buchungsschwierigkeiten und wieder einmal zuvorkommener Hilfe, hatten wir mit dem Boot Nusa Lembongan erreicht. Da niemand von uns einen SO paradiesichen Strand mit weißem Sand und klarem, teils türkisem Wasser erwartet hatte, standen unsere Münder entsprechend weit offen.

Der Hafen




Nach einer kurzen erfolglosen Suchaktion Fionas Handys, welches versehentlich in der Brandung baden ging, fuhren wir für viel zu viel Geld zu unserer Unterkunft. Genau gesehen, war es das Geld aber Wert, denn das Taxi sah wie folgt aus und fuhr mit 50 um die engsten Kurven.

Das Taxi



Darüber hinaus sind hier die Straßen echt schön.


 Grade angekommen bemerkten wir den Infinity Pool in unserem Homestay, welcher eigentlich ziemlich günstig war. Der wurde dann auch gleich benutzt. An diesem Pool liege ich übrigens auch grade, mit Blick auf die schimmernden Lichter auf der anderen Seite des Wassers und ein paar Sternen am Himmel. (Ich habe diesen Post über vier Tage verteilt geschrieben.)

Dann erhielten wir einen Anruf. Fionas Handy wurde gefunden. Die Fahrer unseres Bootes hatten sogar danach geschnorchelt. Die Balimagie.

Der restliche Freitagnachmittag war zugegeben jedoch eher eine Enttäuschung. Wir hatten vor, Lembongan mit dem Fahrrad zu erkunden und zahlten wieder einen Höllenpreis für das Taxi zur Stelle des Fahrradverleihs. Selbst auf der Fahrradtour boten uns nett ausgedrückt sehr offensiv Männer und Frauen Taxen, Bootstouren, Massagen, Cola, Sonnenbrillen mit Bierwerbung und Eintrittskarten für einen Kinderwasserspielplatz aus dem letzten Jahrhundert an. Auch einen Platz mit Wiese und drei Bäumen hätten wir für umgerechnet 4,50 Euro besichtigen können. Das grundsätzliche Klima auf dieser Insel ist einfach ganz anders. Hier sind Touristen (Sollte ich uns lieber Reisende nennen?) in den meisten Augen weiße Geldbeutel auf zwei Beinen, nicht mehr, nicht weniger. Alles auf Lembongan, funktioniert nur durch Touristen, und die sind hier in Relation eher rar, da viele nur für einen kurzen Tagestrip hierher kommen. Es gibt keinen einzigen Laden, der nicht für Touristen gemacht ist. Man ist entweder Fischer, Bauer oder hat ein Lokal, einen Supermarkt mit westlichen Lebensmitteln oder einen Homestay. 

Dennoch trafen wir auf einen netten Besitzer einer Bar, der uns einen Schnorcheltrip organisierte. Ich bekam weiche Knie, als ich für etwas bezahlte, das ich mir im Leben nicht zugetraut hatte. Ich wäre eher mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug gesprungen, als neben bis zu drei Meter großen Fischen ("Mantarays") im Meer zu schnorcheln. 

Also ging es Samstag nach dem Frühstück am frühen Morgen los in das weite Wasser hinaus. Am Anfang hatte ich Angst davor, auch nur durch die Taucherbrille nach unten zu schauen, doch nun danke ich mir selbst für diese Überwindung. Was ich da an drei verschiedenen Orten gesehen habe, können diese Fotos nur halb so schön wiedergeben. Blaues Wasser, bunte Korallen, endlose Weite und ein großartiges Gefühl.

Der Schnorcheltrip







Dann hieß es Abschied nehmen von Dani. Sie ist jetzt grade in den Niederlanden und fliegt in den nächsten Tagen nach Jamaika. Die etwas traurige Abschiedstimmung konnte nicht lange anhalten. Zu viel gab es auf Nusa Penida zu entdecken. Oftmals Orte, die mir jeden Atem raubten. Diese Insel ist ein wahrer Goldschatz und defenitiv nicht zu auszulassen. 

Nach einem Mittagessen in dem einzigen Warung in Hafennähe wurden Scooter gemietet. Frei nach dem Motto des Verkäufers "No helmets on Nusa. Police is not here." Mh, wie wäre es mit  Versicherungspapieren? "No police here, don't need." Die Polizei habe ich echt nicht gesehen und Helme hatte auch niemand auf. Also blieb uns nichts anderes übrig, da Nusa Penida schon etwas größer ist. Viel zu groß für einen Tag, wie wir festgestellt haben und deswegen werden wir in jedem Fall dorthin zurückkehren. 

Das erste Ziel war ein kleiner Strand, mit einer Bar und einem Hafen, mitten im Nirgendwo. Auf Weg wir bemerkten, was die crappy streets in Penida bedeuten. Abenteuerliche Abgründe, abenteuerliche Steine, aber Aussichten auch von den Straßen aus, die jedes Schlagloch wert waren. Unseren Spaß hatten wir.

On the Road





Am Strand entdeckten wir eine Treppe, die einen Berg hinauf führte. Über ihr Ende wussten wir nichts, aber über unsere Neugier genug. Sie führte über den Berg, der mir übrigens vorkam wie ein zweites mal Volcano Trekking. Meeresrauschen leitete uns den Weg zu einem Ziel, das ich am liebsten mit nach Hause nehmen würde. Ein versteckter Strand, zu schön um wahr zu sein, anscheinend zu schön für alle anderen, denn außer uns waren zwischen den zwei Felsen nur zwei andere Reisende. Da waren wir wieder sieben Jahre alt, sammelten Muscheln, versuchten wie eine Katze, ein Hund oder ein Schildkröte zu schwimmen und vergaßen die Zeit.

Mein Schloss


Die Treppe


Auf dem Berg


Unser Preis


Fundstück, das zu groß für den Koffer war


Wir, aus dem Strahlen nicht mehr heraus kommend


Zwei Stunden waren vergangen und wir hatten noch weitere zwei Stunden für zehn Orte, die wir sehen wollten. Schlussendlich waren es dann drei. Der nächste Ort hieß Cliff Mantapoint. Auf dem Weg dahin bemerkte Viivi, die hinter mir auf dem Scooter saß, dass ich eindeutig zu viel Sonne abbekommen hatte. Ich weiß bis heute nicht, ob es die Sonne war oder mein Glücksgefühl, aber das Level Glück liegt eben auf seinem Maximum, wenn bei blauen Himmel auf einem Scooter durch die Teletubbiefelder (Kein Witz, die heißen wirklich so und sehen auch so aus) fährt und anfängt, das Lied der Wilden Kerle zu singen. 

Cliff Mantapoint hat dieses Maximum gesprengt. Dieses Gefühl ist mit "Glücksgefühl" nicht mehr zu beschreiben. Ich wunderte mich, wieso die anderen vor mir anfingen zu stöhnen, als wir als einzige Gruppe einen Felsen entlang zu seinem Abgrund gingen. Angekommen erwartete uns eine Sicht, dessen Ende man nicht definieren konnte. Es musste verdammt weit weg sein. Ein Strand ein Felsen, Meer, Himmel. Kein Foto kann diese Sicht festhalten, aber stellt euch das, was ihr da seht im 360 Grad Winkel und noch 100 km weiter vor. Das hat mir den Atem sowas von geraubt.



Den dritten Ort besuche ich noch einmal, da ich ihn gar nicht genießen konnte. Er mag genauso schön gewesen sein, doch zu dieser Zeit machte ich mir mit meinen zwei anderen Bikerbräuten Kelly und Maiju ernsthaft Gedanken, wie wir es noch nach Hause schaffen. Penidas Schlaglöcher in dusterer Nacht (nach 18 Uhr) mit einer zweiten Person auf dem Scooter sind gefährlich. Natürlich schafften wir es nicht vor Sonnenuntergang, und kämpften uns den Weg durch die Dunkelheit. Angekommen am Hafen, zwei Stunden später als mit dem Fahrer verabredet, suchten wir leicht verzweifelt nach einem neuen. In der Regel gibt es nachts keinen Schiffsverkehr zwischen Penida und Lembongan, doch die Besitzerin des Warungs vom Mittagessen erkannte uns wieder und kümmerte sich um einen Fahrer für uns. Sie war eine ältere Frau um die 60 schätze ich, in langen Kleidern und Kopftuch, wie ich mir eine liebe kleine Mutter in einem Film über irgendeinen Bauernhof im Süden vorstelle. Eintausendmal bedankten wir uns auf Balinesisch ("Suksema"), weil wir ohne sie echt am Strand geschlafen hätten. Bis sie irgendwann anscheinend die Nase voll von unserer Dankbarkeit hatte und uns lachend auf die Schulter klopfte. Sie war eine richtig coole Köchin, die es faustdick hinter dem Ohren hat. 

Der Weg über das Meer bei Nacht war ein guter Zeitpunkt, um die funkelnden Lichter Balis am Horizont zu erkennen und sich sechs High Fives zu geben, für diese Straßen, diesen Tag und die Überwindungen jeglicher Grenzen.
Es schien nichts mehr zu weit.

Hier seht ihr weitere Momente, die keinen Platz mehr im Post gefunden haben, da ich sonst einen Roman hätte schreiben müssen:

Meerjungfrauentrainingscamp



Viel zu liebe kleine Hunde


Ein Fischer, Boote und das Meer


Sonnenuntergänge





Lebe unersättlich, ANNA.


Montag, 10. Oktober 2016

Amed - Mein Lieblingsort

Dieses Wochenende sind wir zu sechst nach Amed gefahren. Unsere Erwartungen waren riesig, denn, wie uns ein anderes Mädchen berichtet hatte, sollte dieser Ort ganz anders sein. Strände, Schnorcheln, Reggae - so verstehe ich "Beachlife". Vor allem sollten wir hier auf weniger Touristen treffen und mehr vom wahren Bali mitbekommen. Und genau das ist eingetreten. Es war mein bisher schönstes Wochenende hier.


On the Road
(Mit Cecilia und Maiju)

Nach 2 Stunden morgendlicher Autofahrt von Ubud nach Amed (hier gibt es nunmal keine Autobahnen) kamen wir in der Pacha's Bar an. Pacha's ist eine Reggaebar, 50 Meter vom Strand und der nächsten Reggaebar entfernt. Direkt hinter der Bar ist ein kleiner Homestay mit den gemütlichsten Matrazen überhaupt. Ich hatte nie zuvor mein Badezimmer auf einer Terasse, aber es war unheimlich stilvoll. Dann machten wir uns auch schon auf den Weg zur anstrengendsten Aufgabe des Tages. 500 Meter Strandspaziergang, auf schwarzem, seidigen Sand (so schwarz und weich durch die Asche des Mount Agung, ein Vulkan in Strandnähe), auf denen überlegt werden musste, wo sich zwischen diesen Palmen, kleinen Fischerbooten und Hütten von Einheimischen ein guter Platz für den restlichen Tag findet. DEN haben wir auch gefunden. Wahrscheinlich ist das mein Lieblingsfleck auf dieser Welt. Es war eine kleine Reggaebar (oh Wunder), die von den coolsten balinesischen Beachboys aufgebaut wurde und ausser uns an zwei Tagen in Folge nur von einer Mutter mit ihrem kleinen Jungen Harry besucht wurde. Harry war drei, unglaublich süß und hatte wahrscheinlich den Spaß seines Lebens. Die Jungs von der Bar haben ihn auf's Surfboot und auf ihren Golden Retreiver gesetzt, sind mit ihm den ganzen Tag zwischen Wellen, Sand und Bar rumgehüpft hatten vielleicht auch den Spaß ihres Lebens. Zumindest tat nach beiden Tagen mein Gesicht weh, weil ich so viel gelacht habe.


Beachlife

Noch mehr Beachlife mit Wayan und Harry

Innige Liebe zwischen Viivi und dem Hund

Mount Agung

Der Himmel

Der Weg zum Essen

Tanzend

  
Freitagabend war dann noch eine Reggaeparty in Pacha's - Da kamen endlich längere Dialoge mit Einheimischen abseits der Schule zustande, da auf Bali zwischen Touristen und Balinesen eine große Spanne liegt. Sie sind unglaublich nett und helfen dir, wo sie können, doch existiert immer eine Art Wand, die den Genuss vom Alltag trennt. Gespräche auf der selben Ebene waren so abgesehen von einer Kellnerin nur in Amed das erste Mal möglich. Ich war interessiert, was sie zu sagen hatten, doch was verlangt man denn von betrunkenen Männern in einer Reggaebar in einem Dorf am Strand. Nicht viel, aber Spaß und Bier (hier Bintang = Stern) hatten wir trotzdem alle.

                           
                               Snorkeling

Nicht nur Sand und Reggae hat Amed zu bieten. Man muss nur von seinem Handtuch den brennenden Sand unter den Füßen überwinden und findet sich in zwischen bunten Korallen, blauen Seesternen und schimmernden Fischen wieder. Die anderen sind noch zu einem Schiffswrack der Japaner aus dem zweiten Weltkrieg gefahren, um da zu schnorcheln, doch ich bekomme schon Herzrasen, wenn ich nur die Fotos sehe. Das wäre mir zu weit, zu dunkel und zu gruselig gewesen. So in etwa haben sie auch davon erzählt. Diese Reise ist für mich nicht grenzenlos und vielleicht ist das auch ganz gut so.

Maiju, Viivi und ich

Das Schiffswrack

All meine Liebe in den Herbst
ANNA

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Sonnenaufgang in 2000 Metern Höhe

1.30 Uhr: Wecker klingelt. Stehe ich wirklich auf? Wenn ja wie?

2 Uhr: Geschafft. Noch in meinen Träumen versunken komme ich unten am Auto an und treffe Viivi und Maiju.

3 Uhr: Nach einer Stunde fahrt, von der ich anscheinend nur 10 Minuten "wach" war, kommen wir am Vulkan Batur an. Freundlich empfangen werden von unseren Guides, die ein Jahr jünger waren als ich, mit Bananapancakes zum Frühstück. Früh kann man ruhig wörtlich nehmen.

3.30: Rauf auf den Berg. Es ist mir noch immer unerklärlich wie ich das zur Schlafenszeit geschafft habe, aber unsere Truppe hat in zwei Stunden 5 km in der gefühlt Vertikalen zurückgelegt. Im Schatten von Viivi und ihrer Taschenlampe trat ich bei 25 Grad ununterbrochen fokussiert auf ihren Lichtradius von ungefähr 40 cm Durchmesser von Stein und Sand zu Stein und Sand. Sollte dies ein Bergsteiger lesen, wird er mich auslachen, aber meine körperliche Grenze kenne ich dann jetzt auch.

5 Uhr: Wie lange noch? 20 Minuten. Hätte ich gewusst, dass das eine weiter Stunde bedeutet wäre es mir besser gegangen. So habe ich mich an zwei Rastplätzen recht weit oben gedacht wir wären am Ziel und mich gefreut wie ein kleines Kind, doch jedes Mal ging dieser Kreuzzug voller Schweiß und Konzentration weiter. Es wollte kein Ende nehmen.

6.23 Uhr: Oben. Kühle Luft. Sonnenaufgang. Danke, dass ich das sehen darf. Danke.

Die Fotos sind unbearbeitet. Es sah wirklich so gemalt aus.













10 Uhr: Pläne für heute? Gutes Essen und eine Real Balinese Massage für 90 Minuten.

Habt einen schönen Tag, ANNA.